Naturpfade
Still werden in der Natur
„…Und an diesem einsamen Ort geht der Mensch auf Innenschau, erhält wie ein Geschenk Antworten und Klarheit, die er mit zurücknimmt in seine Gemeinschaft, auf das sie weiter bestehen kann und blüht ….“
Steven Foster
Was ist eine Visionssuche




Was passiert in der Solozeit?
Die Natur wird zum Spiegel Deines Inneren – Deiner Seele. Das, was Du draußen in der äußeren Natur wahrnimmst und erlebst, reflektiert Dein inneres Erleben, Deine Seelenwahrheit. In der Solo Zeit alleine da draussen begegnest Du Dir selber, findest Stille, Zeichen, Herausforderung, Tiefe, Heilung, Verbundenheit, Erneuerung und mehr…
In der Einsamkeit da draußen kannst Du Dich selber ganz pur erleben und Deiner tiefsten inneren Wahrheit/ Stimmigkeit begegnen. Du wirst bereit für neue Schritte in Deinem Leben. In diesem tief wirksamen Ritual kann Altes losgelassen werden und sterben und das Neue zum Leben erweckt werden.
So ist das Ritual der Visionssuche ein Sterberitual und gleichermaßen Geburtsritual. Es kostet echten Mut diese Schwelle zu überschreiten, um mit sich selbst und mit der Natur und mit Gott/ der Göttin alleine zu sein. Die Gruppe von Menschen, die zur selben Zeit mit Dir zur Visionssuche aufbricht, wirkt enorm stärkend und ebenso als Spiegel für Deinen Mut, den Du aufbringst diesen Schritt der Sinnsuche und Selbstfindung alleine in der Natur zu wagen. Aus einer Visionssuche gehen wir nicht nur persönlich reicher und beschenkt hervor, sondern wir bringen auch immer Gaben für die erweiterte menschliche Gemeinschaft mit. Die Visionssuche ist eine Erfahrung, die uns persönlich und die Gemeinschaft stärkt. Wir wachsen in ein selbstbestimmtes, verantwortliches Handeln und am Weltgeschehen teilnehmen. Der Respekt für Dich selbst und für das Leben wird vertieft.
„Going on a Vision Quest makes life not easier, but it makes it more meaningful.“ (dt.: Auf eine Visionssuche zu gehen macht das Leben nicht unbedingt leichter, dafür aber tiefer und sinnerfüllter.“
Der Ablauf einer Visionssuche!
Der Nach einer mehrtägigen Vorbereitung in der Gruppe, im Basislager, wirst Du 3 – 4 Tage und Nächte alleine in der Natur an Deinem Platz mit Dir alleine sein. Am letzten Morgen verlässt Du Deinen Platz wieder um ins Basislager und die Gemeinschaft zurückzukehren.
- Vorbereitung:
Du wirst schon vor der gemeinsamen Vorbereitungszeit im Basislager, also von zu hause aus, auf eine ganztägige „Medizinwanderung” gehen.
Dann treffen wir uns ca. 4 Wochen später im Basislager.
Zu Deiner Vorbereitung gehört auch – Deine Absicht zu beschreiben, wofür Du mehrere Tag, alleine, fastend hinausgehen willst und uns daran, als „Brief Deiner Intention“, teilhaben zu lassen.
Es wird weiteren Raum für Innenschau und Standortbestimmung gegeben und dies wird von uns, dem Team achtsam begleitet.
Wir unterstützen Dich in Deinem Prozess der Vorbereitung mit Naturaufgaben, arbeiten mit dem „Medizinrad“, im „Council“, in Einzelgesprächen und entwickeln mit Dir zusammen Dein ganz persönliches Ritual.
In dieser Zeit der Vorbereitung gibt es ein Sicherheitstraining, Übungen alleine in der Natur, Hinweise zum Fasten und Raum Ängste und Sorgen anzusprechen, sowie Zeit für das Finden Deines Platzes.
- Solo Zeit (Schwellenzeit):
Drei oder vier Tage und Nächte, das ist die Zeit in der Du alleine in der Natur bist. Sie ist geprägt von den drei Tabus: keine Nahrung, keine Begleitung, keine Behausung. Wir gehen mit Deinen persönlichen Bedürfnissen sehr individuell um, geben so viel Hilfestellung wie nötig, ermutigen jedoch dazu, diesen Weg wirklich alleine zu gehen.
Die Begleitung durch uns gleicht eher der Arbeit einer Hebamme, die bei einer Geburt erfahren und begleitend dabei ist und nur wenn es nötig ist tätig wird. In Deiner Solo Zeit sind wir Begleiterinnen im Basislager präsent und erreichbar.
- Nachbereitungszeit:
Nach Deiner Rückkehr ins Basislager, gibt es Zeit die Erlebnisse aus Deiner einsamen Zeit in der Gruppe zu teilen. Hier ist Raum für Freude und Tränen, Ängste und Errungenschaften. Deine Geschichte wird von allen bezeugt und gewürdigt.
Das Hören der Geschichten geschieht mit offenem Herzen, wir lauschen mit ganzer Aufmerksamkeit und betrachten gemeinsam das Erlebte mit Abstand. Vieles wird dadurch auf neue Weise deutlich. Das Erfahrenen und Gewonnene kann so leichter von Dir in Dein persönliches Leben integriert werden.
In dem Jahr nach Deiner Visionssuche werden manche Aspekte erst deutlicher sichtbar und wirksam, die während der Visionssuche angestoßen wurden. Dies kann sogar ein ganzes Leben lang andauern. Der Übergang aus dem Kreis der VisionssucheteilnehmerInnen, in die alltägliche Lebenssituation kann noch einmal eine besondere Herausforderung sein.Wir nehmen uns im Kreis ausführlich Zeit darüber zu sprechen.
Auch noch 1 Jahr nach Deiner Visionssuche, stehen wir Dir als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. Ein wichtiger Teil davon ist auch das Nachtreffen 3 Monate nach der Visionssuche.
Woher kommt die Visionssuche
Die Visionssuche ist ein uraltes, von nordamerikanischen Ureinwohnern überliefertes Übergangsritual. Es wurde in den siebziger Jahren von Steven Foster und Meredith Little (USA) bewusst für Menschen von heute neu erschlossen. Siehe auch www.schooloflostborders.org
Übergangsrituale waren und sind immer noch weltweit in allen Kulturen bekannt. Jedes Übergangsritual folgt den drei Phasen:
- Ablösung aus dem Alltag
2. Schwellenzeit ( Solo)
3. Wiederkehr/Integration
In Heldenmythen, Märchen und in Sagen werden die tiefen Wurzeln von Übergangsriten in menschlichen Gemeinschaften beschrieben.
Wofür ist eine Visionssuche?
Wir alle kommen von Zeit zu Zeit an einen Punkt in unserem Leben, wo wir uns drängende Fragen stellen: Wie geht’s weiter? Das Bisherige trägt nicht mehr, das Neue ist noch nicht sichtbar.
•Wer bin ich?
•An was glaube ich?
•Was ist meine Sehnsucht/der Ruf meines Herzen?
•Was gibt mir Halt?
•Was sind für mich Quellen aus denen ich Kraft schöpfe?
•Was ist meine Aufgabe?
•Wo ist mein Platz?
•Was will ich ins Leben bringen?
Wenn Du Dich und Deine Lebenssituation in diesen Fragen wiedererkennst, kann die Auszeit, die eine Visionssuche Dir bietet, Zeit, Raum und Unterstützung ermöglichen, ganz bei Dir selber anzukommen und Deine innere Stimme (wieder) zu hören.
Die Visionssuche bietet dir Rückzug und Einkehr in der Natur. Sie wird von uns für Menschen angeboten und gestaltet, die sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben befinden,die neuen Sinn, neue Perspektiven für ihr Leben finden wollen.
Als Initiationsritual wurde damit traditionell der Übergang von der Jugend ins reife Erwachsenenalter markiert. Als Übergangsritual eignet es sich für Erwachsene von einer Lebensphase in die nächste ( z. B. Arbeitsbeginn, Arbeitsende, Ende des Studiums/ der Ausbildung, Heirat, Trennung, Tod eines wesentlichen Angehörigen…) Es bietet Menschen in jedem Alter die Möglichkeit diese Veränderung bewusst, kraftvoll zu gestalten und zu bestärken.
Voraussetzungen für das Ritual:
- eine gute körperliche und geistige Verfassung
- eine schriftliche Darstellung der persönlichen Motive und Ziele
- evtl. ein persönliches Vorgespräch
- Teilnahme an den Vorbereitungsgesprächen- und dem Nachtreffen
- Angemessene Ausrüstung entsprechend der Ausrüstungsliste
- Anmeldung mit dem Anmeldeformular und Bezahlung der gesamten Kosten.

Ethische Grundlagen
Auf dem deutschsprachigen Netzwerktreffen 2007 beschlossen wir, über 60
Visionssuche-Leiter/innen, die folgenden „Ethischen Grundlagen“ für uns in Kraft zu
setzen und sie regelmäßig zu überprüfen.
1. Weltanschaulicher Hintergrund
Für uns hat die natürliche Welt einen Wert an sich, der über die menschlichen
Nutzungsinteressen hinausgeht. Wir verstehen den Menschen als Teil der Natur, die alle
Materie, pflanzliches und tierisches Leben einschließt. Wir glauben, dass die natürliche Welt
in all ihren Formen unsere weise Lehrerin ist und uns zugleich als Spiegel von
Wachstumsprozessen dient. Wir achten den Kosmos und im besonderen die Erde als einen
Organismus, der sich evolutionär entwickelt und dem wir unser Leben und Sterben
verdanken.
Das Ritual der Visionssuche ist offen für alle kulturellen Traditionen, Religionen und
politischen Anschauungen. Es ehrt die Vielfalt aller Kulturen und deren religiöse und
ethische Wertvorstellungen. Wir gehen dabei achtsam mit dem rituellen Erbe der
Menschheit um. Wir verstehen unsere Arbeit als einen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung
unserer Welt. Uns liegt daran, dass Menschen, die für ihr inneres Wachstum in die
„Wildnis“ gehen, ihr Eingebundensein in die natürliche Welt wieder entdecken und sich für
ihre Schönheit, ihre Vielfalt und ihren Geist öffnen können.
Kernabsicht unserer Arbeit in und mit der Natur ist es, Menschen auf ihrem Reifungsweg zu
begleiten und ihre Potentiale zu fördern. Wir bieten ihnen einen rituellen Raum, in dem sie
ihre Einzigartigkeit entfalten, ihr Selbstbewusstsein stärken und ihre Identität entwickeln
können. Indem sie mit ihren speziellen Gaben der Gemeinschaft dienen, erleben sie sich als
wertvoller Teil des großen Ganzen.
2. Umgang mit der natürlichen Welt
Wir achten und schützen das Gebiet, in dem wir arbeiten. Wir hinterlassen so wenige
Spuren wie möglich. Wir vermitteln diese Haltung auch unseren Teilnehmer/innen.
Wir respektieren die Verletzlichkeit jedes Ökosystems, machen uns mit seinen besonderen
Bedingungen und den Naturschutz-Richtlinien im jeweiligen Gebiet vertraut und bewegen
uns darin mit Achtsamkeit.
Für unseren Aufenthalt in der „Wildnis“ begrenzen wir die erforderlichen technischen und
logistischen Ausrüstungen und Transportmittel auf ein Mindestmaß. Verschiedene
Visionssuche-Leiter/innen entscheiden sich für Wildnisplätze im europäischen oder
interkontinentalen Ausland. Sie sind sich der ökologischen und wirtschaftlichen Aspekte
ihrer Entscheidung bewusst.
Es ist unsere Absicht, mit den Menschen vor Ort zusammen zu arbeiten. Wir unterstützen
sie in ihrer Fürsorge und Verantwortung für das öffentliche und private Gelände, auf dem
wir uns mit unseren Gruppen bewegen.
3. Ausbildungs- und Arbeits-Grundlagen
Wir sind als Begleiter/innen von Wandlungs- und Übergangsprozessen in der natürlichen
Welt gründlich ausgebildet. Zudem geben wir der persönlichen Lebenserfahrung und den
bewusst durchlebten Wachstumskrisen der Visionssuche-Leiter/innen eine hohe
Bedeutung.
Wir tauschen uns über unsere Arbeit regelmäßig aus, lernen voneinander und nutzen
Angebote zur Intervision und Supervision.
Wissend, dass wir uns selbst immer in Reifungsprozessen befinden, stellen wir an uns den
Anspruch, regelmäßig fastend in die „Wildnis“ zu gehen, um die Prozesse, die wir begleiten,
an Körper und Seele selbst zu erfahren.
Wir bilden uns in verschiedenen Bereichen der initiatorischen Naturarbeit fort.
4. Qualität der Begleitung
Wir nutzen archetypische Formen der Begleitung von Lebensübergängen in der natürlichen
Welt, die zu allen Zeiten in wohl jeder Kultur praktiziert wurden. Dabei verwenden wir
Symbole, Geschichten, Unterweisungen, Rituale und Zeremonien, die für die Menschen, die
zu uns kommen, angemessen und zeitgemäß sind.
Wir stellen als Visionssuche-Leiter/innen Räume in der natürlichen Welt zur Verfügung, in
denen die Teilnehmer/innen sich in ihrem Rhythmus und nach ihrer eigenen
Gesetzmäßigkeit entwickeln und entfalten können. Alle verwendeten Übungen und Rituale
sind offene Angebote. Sie helfen, die inneren Antworten zu finden, die jede/r auf
existentielle Fragen in sich trägt.
Wir schaffen einen tragfähigen organisatorischen, sozialen und spirituellen Rahmen, in dem
Menschen ihre existentiellen Lebensübergänge und Wachstumsprozesse anerkennen und
bekräftigen können. Wir bereiten sie darauf vor, die Erfahrungen ihres Wildnisaufenthaltes
gut in ihr Alltagsleben zu integrieren. Die Teilnehmer/innen werden für eine Zeit vor und
nach dem Ritual von den Leiter/innen auf ihrem Weg unterstützt.
Die Visionssuche als initiatorisches Ritual beinhaltet auch Risiken. Wir sorgen deshalb für
optimale Vorbereitung und größtmögliche Sicherheit. Die Eigenverantwortung der
Teilnehmer/innen hat wesentliche Bedeutung.
Wir achten darauf, die Grenzen unserer persönlichen und fachlichen Kompetenzen zu
kennen und einzuhalten. Um unterschiedliche Fähigkeiten zu nutzen und eine optimale
Sicherheit zu gewährleisten, arbeiten wir meist in Teams.
Wir gehen keine erotisch/sexuellen Beziehungen zu Teilnehmenden sowie
Ausbildungskandidat/innen während unserer Veranstaltungen und in der Zeit der
Nachbetreuung ein. Dies gilt für Leitung, Assistenz und Trainees.
Die Visionssuche erfolgt in einem geschützten Rahmen, in dem alle Informationen über die
Teilnehmer/innen im Kreis der Gruppe bleiben. Begleiter/innen von Übergangsprozessen
unterliegen der Schweigepflicht.